Qualität, die bewegt - seit 1872

Die Geschichte des Familienunternehmens

1872 gründete Hermann Sprenger in Iserlohn eine Fabrik für Pferde- und Fahrgeschirrbeschläge. Im Laufe der Jahre wurde das Fertigungsprogramm mit Bootsbeschlägen und Hundesportartikeln ergänzt. Heute ist die Herm. Sprenger Metallwarenfabrik GmbH Co. KG ein weltweit agierendes Familienunternehmen mit 170 Mitarbeitern, das bereits in der vierten Generation erfolgreich geführt wird. Doch auf unserer über 140-jährigen Erfahrung ruhen wir uns nicht aus: Wir sind bestrebt unsere Produkte zu optimieren und innovative Lösungen für den Pferdesport, Hundesport und Bootsport zu entwickeln, mit denen unsere Kunden auch in Zukunft erfolgreich sind.

1872 - 1949

Erz ist ein Material, dass erst durch kunstgerechte Verarbeitung an Wert gewinnt. In Iserlohn machte man sich seit jeher diese Erkenntnis zu nutze und schmiedete. Schon im Mittelalter waren die Panzerdrahthemden dieser Stadt in halb Europa bekannt. 800 Jahre später waren es die Sporen der Firma Hermann Sprenger, die von Bosnien bis Paris, von Wien bis Warschau, Anklang fanden. Denn das höchste Glück dieser Erde liegt bekanntlich auf dem Rücken der Pferde. Aber zum Reiten gehört nicht nur ein Pferd, sondern Zubehör vom Sattel bis zu den Sporen. Und mit Sporen beginnt unsere Geschichte.

1872

gründete Hermann Sprenger in der Luisenstraße von Iserlohn das „Fabrikgeschäft" Herm. Sprenger.

Er befasste sich mit dem Vertrieb von Sporen, sodass er die geschmiedeten Rohteile bei Julius Ruck & Sohn, Westig, auf- und mit Gewinn weiterverkaufte. Geschliffen wurden die Sporen in der Schleiferei Wilutzki in Iserlohn. Diese Art der geteilten Herstellung, Weiterbearbeitung und Lagerung auf verschiedenen Grundstücken führte zu allerlei Schwierigkeiten. Viel Ware kam abhanden und eines Tages brannte der Schleifereibetrieb bis auf die Grundmauern ab.

1887

senkte sich in der Luisenstraße der Boden. Der unterirdische Abbau von Erzen machte sich an der Iserlohner Erdkruste bemerkbar. Erst knisterte es im Gebälk, dann brachen Mauern ein. Die Firma Sprenger zog um. Erst zur Hagener Straße und später gleich noch einmal. Alexanderstraße 18-19 hieß die neue Adresse, die bis heute der Standort der Firma ist.

Im Erdgeschoss entstand ein Kesselhaus für die Dampfmaschine und eine Schmiede für Sporen und Pferdegebisse. Im 1. Obergeschoss befanden sich die Faktorei ( Betriebsleitung), Feilerei und das ,,Cornptoir". Im später errichteten Kesselhaus lag die Antriebsquelle für die ganze Fabrikation. Eine mit Koks geheizte „Lokomobile" erzeugte Hochdruckdampf, der per Rohr in ca. 3 m Höhe zur Dampfmaschine ins Fabrikgebäude befördert wurde. Diese brachte hier ein großes Scheibenrad in Schwung. Hiermit wurden in den 3 Etagen über Transmissionen alle größeren Geräte und Maschinen angetrieben. So liefen auch die auf ständiger Bewegung befindlichen schnell laufenden Ledertreibriemen für die Rollerei und die Galvanische Anstalt sowie die Drehbank in der Schlosserei allesamt mit einer rasanten Laufgeschwindigkeit, die nur durch gefahrvolles Aus­und Einschalten der Transmissionen reguliert werden konnte.

Zum Schmieden nahm man lange Eisenstangen, die im Kohlefeuer erhitzt wurden. Die Hitze des Schmiedefeuers förderte man mit Hilfe eines mit dem Fuß betätigten Blasebalges bis zur Weißglut. Die glühenden Stangen von 17-30 mm Stärke schlug man unter dem Fallhammer zwischen den Gesenkhälften z.B. zu einem Gebissteil oder Sporen. Den Fallhammer zog man mit einem Lederriemen bis zum Dach der Schmiede hoch, um ihn dann unter lautem Getöse heruntersausen zu lassen, um das glühende Eisen zu formen. Schon nach 2-3 Schlägen erkaltete die Eisenstange, sodass mehrfaches Glühen erforderlich wurde, bis das Formstück im Rohzustand vorlag. Unter einer  Spindelpresse stanzte man die Formstücke aus, welche anschließend geschliffen, poliert und mit Nickel schützend überzogen wurden.

Die Schleifer waren immer durstig und sangen viel, so u. a. nach der Melodie:

"Wir sind die Sänger vom finster'n Walde, Wir sind die Sänger von Herm. Sprenger.

Wir schleifen Sporen für's Vaterland und machst Du Dich mit Sporen fein, müssen es Original-Sprenger-Sporen sein."

1899

erfolgte der Neubau des Bürogebäudes der noch feiner ausgedrückt als ,,Comptoir" oder Kontor bezeichnet wurde. Das neue Büro- und Lagergebäude erhielt drei Stockwerke zuzüglich Keller und Boden, sowie einen Aufzug mit Handbetrieb für die Warenbeförderung.

1915

übernahm der Sohn Alfred Sprenger die Firma als Alleininhaber. Hermann Sprenger setzte sich nach 43jähriger Tätigkeit zur Ruhe.

Das Fabrikgebäude wurde nach Süden in Richtung Weidenstraße verlängert. Um die Lärmbelästigungen durch die dampfbetriebenen Fallhämmer zu reduzieren, plante man nach Osten eine separate Gesenkschmiede und zwar unabhängig vom bisherigen Gebäudefundament. Man gebrauchte sie während des 1. Weltkrieges intensiv und bildete in dieser Zeit das Rückgrat des zeitweiligen „Rüstungsbetriebes". Auch sonstige Schmiedeteile wurden hier bis zum Jahre 1920 gefertigt. Zwischen den Weltkriegen ruhte der Gesenkschmiedebetrieb.

1918

Neben Trensen, Kandaren und Sporen gehörten vielerlei Schnallen aus Draht und Guss zum Fabrikationsprogramm. Alfred Sprenger hatte schon vielseitige Handelsware angeboten und verkauft. Der Handel hielt die Firma über Wasser, während es mit der eigenen Fabrikation häufig Ärger gab. Man meldete ein Patent für einen „Händewaschkoffer für Autofahrer" an. Der Inhalt bestand aus einem Wassertank mit Außenhahn, Seife, Handtuch und Nagelbürste.

1919

lieferte die Firma Herm. Sprenger an Sattlereien und Kantinen des „100.000-Mann-Heeres" und an die Polizei aus eigener Fabrikation Sporen, Steigbügel, Trensen, Kandaren, Pferdegeschirrschnallen und Schnallen aller Art. Aber den meisten Umsatz brachte die Handelsware. Dazu gehörten alle Artikel, die in den Kantinen von Soldaten und Beamten gekauft wurden: Kämme, Scheren, Seife und Seifenschalen, Nagelbürsten, Kleiderbürsten, Taschenmesser, Schuhputzzeug, Schuhputzzeugkästchen, Nähzeug usw.

1922

Die Nachkriegsjahre verlangten Umstellung. Langjährige ausländische Kunden entfielen. Die Motorisierung verdrängte die Kavallerie. Das Produktionsprogramm musste sich der neuen Zeit anpassen. Kakteenständer und Autowaschkoffer sollten die Situation überbrücken. Sogar ein Frisiergerät entstand bei Sprenger. Schussgabeln und Schussrechen für Webereien wurden in die Produktion mit auf genommen. Auch Koffer- und Mappenschlösser gehörten zu den neuen Artikeln.

Aber trotz vieler Bemühungen konnten nicht immer alle Arbeitsplätze besetzt bleiben. Die Zeiten waren schlecht. Von allen neuen Artikeln erwies sich nur ein Bereich entwicklungsfähig und aussichtsreich: Die Herstellung von Bootsbeschlägen. Sie wurde bis in die heutigen Tage beibehalten und verhalf dem Betrieb zu neuem Erfolg.

In der Fabrik liefen die alten Transmissionen und Maschinen jetzt wieder auf Hochtouren.

1928

Nach dem Betriebsbericht der Südwestfälischen Industrie-und Handelskammer zu Hagen fertigte Sprenger mit großem Erfolg Sporen, Steigbügel, Gebisse, Wagenbeschläge, Militärbedarfsartikel, Karabinerhaken, Hundesportartikel, Zaumschnallen, Gürtelschnallen, Koppelbeschläge, Kofferschlösser und Massenartikel aller Art.

Sprenger beschäftigte damals: 76 Arbeitnehmer, davon waren 48 Arbeiter und 12 Angestellte.

1932

Der Verkauf an Wehrmachtskantinen nach der Aufrüstung verstärkte den Handelswarenverkauf um ein Vielfaches. Außerdem kaufte Alfred Sprenger eine Presse, welche an die vorhandene Transmission angeschlossen wurde um Seitenscheiben für Kabeltrommeln zu pressen. Damit wurden damals Fernmeldekabel und Stromkabel von den Soldaten zu Fuß verlegt.

1939

Erst im Verlauf des Zweiten Weltkrieges nahm man die Gesenkschmiede wieder in Betrieb. Hier wurden nun Waffen­ und Munitionsteile geschlagen.

1942

Nach dem Tode Alfred Sprengers übernehmen seine beiden Söhne den Betrieb. Herbert Alfred Sprenger ist für die technische Leitung verantwortlich und Reinhard Sprenger übernimmt die kaufmännische Leitung.

Die Firma wurde in eine Kommandit-Gesellschaft umgewandelt. Original Sprenger-Sporen, gestempelt mit dem bekannten Firmenzeichen „Anker und Schlange" hatten sozusagen Weltruf.

Die Weiterentwicklung des Betriebes war jedoch vorläufig unsicher. Dies lag nicht nur an der mangelhaften Kohlenförderung, wodurch Mangel an Strom und Eisen herrschte, sondern auch an den völlig unklaren Währungsverhältnissen für bereits abgewickelte Lieferungen an das befreundete Ausland.

1944

Auf Grund einer Betriebsprüfung erfolgte am 26.2. ein Stilllegungsbescheid für den Gesamtbetrieb der Firma Sprenger. Dieser Bescheid war darauf zurückzuführen, dass die Gesenkschmiede am Prüfungstag infolge einer Reparatur stillstand. Im übrigen war der Betrieb vollkommen veraltet und unorganisch aufgebaut. Die Arbeitsmethoden waren unrationell und zum Teil zu handwerklich. Nach langwierigen Verhandlungen erreichte man, dass die Gesenkschmiede unverändert weiterlaufen konnte und die Fabrikation von Sporen weiter betrieben werden durfte.

In den letzten drei Monaten traten schwerwiegende Änderungen bei den Produktionsmöglichkeiten ein. Fliegerangriffe zerstörten die Transportwege, die Zechen und Walzwerke. Dadurch kamen nur noch sehr geringe Mengen Kohlen und Koks heran und auch diese nur schleppend. Mehr durch Zufall wurden noch zwei Waggons Rundeisen 17 mm angeliefert, während sonst keinerlei Material mehr hereinkam. Im eigenen Betrieb litt die Arbeit durch die vielen Fliegeralarme, die sich erst in den letzten Tagen des März verminderten. Auch die Stromzuteilung wurde auf 50 % der bisherigen Werte verringert. Gas stand bereits seit Ende Februar nicht mehr zur Verfügung. Nur für das Handelsgeschäft kamen von in der Nähe gelegenen Lieferanten einige Waren herein.

Die hergestellten Waren, insbesondere Geschirr-Tau­Garnituren, Sporen und viele sonstige vordringliche Artikel konnten nicht ausgeliefert werden, da jeder Versand lahmgelegt war. Es war aber noch möglich, am Platze in gewissem Umfang Waren abzusetzen, vor allen Dingen Militärartikel, Kantinenwaren usw.

Das Handelsgeschäft ging weiter zurück, weil die Rohmaterialzulieferungen immer knapper wurden. Für die Herstellung von Geschirrbeschlägen war eine Herstellungsanweisung ergangen mit Wehrmachts-Auftragsnummer zur vordringlichen Fertigstellung.

Der Auftragsbestand hatte keine Änderung erfahren. Gelegentlich einer Betriebsprüfung wurde die verhältnismäßig umfangreiche Sporenfertigung beanstandet. Es bestand daher die Absicht, statt ihrer die Fabrikation von z. Z. besonders dringlich gebrauchten Trensen ins Infanterie-Rüstungsprogramm aufzunehmen.

Auf den Einspruch Reinhard Sprengers gegen den Stilllegungsbescheid kam noch keine Antwort. Es fanden jedoch drei weitere Betriebsprüfungen statt. Über die Ergebnisse ihrer Beratungen ließ man die Firma im Unklaren.

Auch das Handelsgeschäft war weiter zurückgegangen, da die Wareneingänge immer geringer wurden. Bemühungen um vordringliche Handelsaufträge hatten nur vereinzelt Erfolg.

1945

Es gab nicht mehr genügend Kohle oder Koks, um die Fertigung weiterzuführen. Man behalf sich mit Schlammkohle. Das war nasser Kohlenstaub, der mehr flüssig als fest mit der Kohlenschaufel in den Ofen „gelöffelt" wurde.

Am 13. März entstanden Fliegerschäden durch eine Bombe, welche auf das Gleis der Reichsbahn schräg gegenüber vom Bürogebäude in einer Entfernung von etwa 30 m niederging, sowie durch Bordwaffenbeschuss von feindlichen Tieffliegern. Beschädigt wurden, außer den meisten Fensterscheiben im Betrieb und im Geschäftshaus, die Oberlichtdächer über der Presserei und Scheuerei sowie das Dach der Gesenkschmiede. Den größten Teil dieser Schäden behoben eigene Kräfte, wodurch der Betrieb leider vier Tage vollständig stillstand.

Es waren nun nur noch minimale Koks­ und Kohlenvorräte vorhanden. Die Stromzuteilung sollte in den nächsten Tagen ganz eingestellt werden. Infolgedessen bestand keine Möglichkeit, weiterzuarbeiten. Im Betrieb war ein Werkzeugschlosser mit der Herstellung von Werkzeugen beschäftigt, während weiteres Stammpersonal aufräumte, das Umsetzen von Maschinen-Reparaturen und Änderungen vornahm, die schon seit langer Zeit fällig waren. Infolge der vordringlichen Produktion kriegswichtiger Erzeugnisse waren sie unterblieben.

Wegen der Zuspitzung der Verhältnisse war bereits am 13.4.1945 der Geschäftsbetrieb bei Sprenger eingestellt worden. Eine Wiederaufnahme der Fabrikation war abhängig von einer Genehmigung des Militärregierungsamtes, das nur für vordringliche Fertigung einige „Permits" erteilte. Die maßgebende Prioritätsliste sah u. a. auch Beschläge für die Landwirtschaft vor, sodass die Herstellung von Geschirrbeschlägen die Grundlage bildete für eine erbetene Produktionsgenehmigung zur Wiederaufnahme der Fabrikation.

Ein entsprechender Antrag wurde frühestmöglich gestellt, jedoch war die Genehmigung wegen benötigter Kohlenmengen zur Herstellung von Strom nicht zu erwarten.

Nun bestand die Absicht, Haushaltsgegenstände wie Bratpfannen, Kohlenschaufeln usw. herzustellen. Außerdem wurde die Fabrikation von Aschenbechern in Sporenform in Angriff genommen, die deshalb interessant erschien, weil sie als Andenken an das besiegte Deutschland von den Soldaten der Siegermächte sehr begehrt waren.

In den letzten Monaten stellte man noch Geschirrbeschläge in größerem Umfang her. Für Handelsgeschäfte waren Lederwarenbeschläge zu fertigen. In wachsendem Maße wurden Kunden besucht, die für alle Warenvorräte großes Interesse zeigten, sodass beträchtliche Verkäufe ab Lager getätigt werden konnten.

Ein neues Fabrikationsziel versuchte man durch die Herstellung von Haushaltsartikeln zu erreichen.

Etwa im September 1945 wurde von der britischen Besatzung das sogenannte „Kleine Permit" zuerkannt. Die Firma durfte nun offiziell fabrizieren und Handel treiben. Als Grundlage des Verkaufs diente der letzte Katalog 1938/15, der u.a. auch einige Hundesportartikel enthielt. Die geringen Lagerbestände waren bald verkauft.

Eine ausgesprochene Produktionsgenehmigung, das erbetene „Große Permit" erreichte Sprenger trotz der Bemühung um direkte Aufträge der britischen Besatzungsarmee noch nicht, doch wurden in handwerklicher Arbeit Kleinigkeiten fertiggestellt, u. a. Aluminiumaschenbecher. Im Handelsgeschäft erhielt Sprenger größere Aufträge über Lederwarenbeschläge und auch Stahlwaren und andere Artikel. Die finanzielle Lage hatte sich gebessert, weil ein Teil der ursprünglich für die Wehrmacht hergestellten Waren anderweitig abgestoßen wurde.

Es bestand die Absicht, in Zusammenarbeit mit der Firma ROTI (Ober-Ing. Rohrmann und Ing. Tillmann) elektrische Geräte, wie Waffeleisen und Kochgeräte zu fertigen, jedoch scheiterte das Vorhaben zuerst an der ungesicherten Beschaffung des notwendigen Zubehörs und an den Stromeinschränkungsmaßnahmen durch die Militärregierung.

In der Gesenkschmiede stellte man wieder regelmäßig Trensen her. Im September traf ein Gasofen für den Kokillenguss ein. Mit ihm sollten Aluminium-Mähnenkämme und sonstige Leichtmetall-Kokillengussartikel hergestellt werden.

1947

Im Frühjahr erhielten wir Eisenbezugscheine. Das erleichterte zwar die Beschaffung von Material und Eisenwaren, doch wurde verstärkt „kompensiert", d. h. die Ware „normal" in Rechnung gestellt, aber ein weiterer Betrag ging zusätzlich „schwarz" über den Tisch, oder wir erhielten hierfür auf dem Tauschwege Lebensmittel, die unter der Belegschaft verteilt wurden. Manche Kunden gaben als „Dreingabe" von ihnen gefertigte Produkte ab: Koffer, Aktentaschen oder Geldbörsen. Diese wurden an die Lieferanten weitergegeben, um dafür neues Rohmaterial zu erhalten.

Die uneingeschränkte Produktionsgenehmigung traf endlich am 3.1.1947 ein. Daraufhin erfolgte auch im Februar die erste Kohlenzuteilung. Die war von großer Bedeutung, denn der Winter war außerordentlich kalt und lang. Dazu kam noch eine ca. 4 Wochen andauernde völlige Stromsperre für jeglichen Kraftstrom. Während dieser Zeit konnten nur Montagearbeiten ausgeführt werden.

Mitte Juni wurde die Herstellung von Holzsandaletten aufgezogen. Die erforderlichen Maschinen, insbesondere eine Bandsäge, wurden im eigenen Betrieb hergestellt.
Der Umsatz in Fabrikationswaren hatte sich nach wie vor gebessert, was auch auf die sich gut entwickelnde Sandalettenproduktion zurückzuführen war. Es bestanden jedoch große Schwierigkeiten wegen des Mangels an Arbeitskräften und geeignetem Holz. Die Beschaffung einer Produktionsgenehmigung schien dafür bislang noch nicht erforderlich, da z. Z. grundsätzlich wegen Materialmangels keine weiteren Produktionsgenehmigungen vergeben wurden.

Die Firma Herm. Sprenger fertigte Holzsandaletten für Damen und Herren an und machte für dieses Schuhwerk mit Flugblättern Reklame. Wer ein Paar Sandaletten gefertigt haben wollte, musste für das Obermaterial der Sandaletten geeignetes Leder anliefern wie z.B. Altleder von Aktentaschen.

Die Herstellzeit betrug etwa 14 Tage nach Ablieferung des Leders bei der Betriebsleitung. Diese Sandalettenfertigung gelang nur, weil der größte Teil des erforderlichen Holzes für die Sohlen aus dem Holzsägewerk des Herrn Dürr, des Schwiegervaters von Herbert Sprenger, geliefert wurde. Viel Gewinn warf diese Fertigung zwar nicht ab. Immerhin gab sie dem ganzen Firmenbetrieb die zeitweilig fehlenden Aufträge.

Auch war es erstmalig möglich, kleine Gussschnallen herzustellen, für die eine besondere Nachfrage bestand. Kleine Mengen von Messinggeschirrbeschlägen konnten ebenfalls hergestellt werden; jedoch scheiterte die Herstellung von Kutschgeschirrbeschlägen aus Argentan am fehlenden Material.

Auf die Dauer gesehen, versprach die Herstellung von Pferdegeschirrbeschlägen in der bisherigen Form keine volle Ausnutzung des Betriebes. Man beabsichtigte, weitere Beschläge für die Lederwarenindustrie selbst herzustellen.

1948

Die Messen in Hannover und Leipzig wurden im Frühjahr beschickt, um die Möglichkeiten in Export-und lnterzonengeschäften zu prüfen. Die Sandaletten blieben weiterhin beliebte ,,Tauschartikel".

Ab dem 21. Juni 1948, dem Tag der Währungsreform, wurde alles anders.

Kamen bis dahin die Kunden, um nach Ware zu fragen, so „liefen uns jetzt die Lieferanten die Bude ein". Schon nach 14 Tagen fragte keiner mehr nach Eisenbezugsscheinen. Die begehrte neue Deutsche Mark regelte den Warenverkehr. Wir führten eine Lagerbestandskartei ein, da die Bedarfsmeldungen der Lageristen häufig zu spät kamen, manchmal sogar erst, als nichts mehr vorrätig war. Mit der Währungsreform wurde die Holzsandaletten Fertigung aufgegeben.

Im September besserten sich die Eingänge an Fabrikationsmaterial. Insbesondere war es möglich, Messing und Neusilber für die Herstellung von Pferdegeschirrbeschlägen einzukaufen.

Die Rückstände bei der Lieferung von Dressurhalsketten waren unerträglich, die bei der Firma Wilh. Naumann in Iserlohn gekauft wurden. Um die Nachfrage besser decken zu können, kam man auf die Idee, diese Artikel selbst zu fabrizieren. Die Firma richtete ein Fertigungssystem für Dressurhalsketten aus 3 mm Draht ein.

1949

Das Unternehmen fabrizierte und trieb Handel mit dem Motto: ,,Alles für den Hund!" Es gab ja kaum mehr Pferde und natürlich auch nur wenige Reiter. Entsprechende Bestellungen gingen ein, aber es war gar nicht einfach, alle Wünsche zu erfüllen. Es wurden gerade, an den Enden abgerundete Drahtstücke für drei verschiedene Gliedergrößen verlangt. Man bog in je vier bis fünf Arbeitsgängen diese Drahtstücke zu Gliedern, ein teurer und schwieriger Vorgang, aber man konnte bald alle Wünsche der Hundehalter erfüllen. Die Modernisierung der Fabrikanlagen war nun das Hauptziel der Geschäftsleitung. Eiserner Wille, Mut zum Wagnis und die persönliche Sparsamkeit der Inhaber ermöglichten weitere Anschaffungen für die Fabrik und ihre Modernisierung. Bald konnte ein starker Elektromotor zum Antrieb der Transmissionen anstelle der Dampfkraft eingesetzt werden. In langjähriger Kleinarbeit wurden dann nach und nach bis zum Beginn des Jahres 1949 alle Maschinen mit elektrischem Antrieb durch Motoren ausgestattet.

Erfreuliche Aufträge holte Herbert Sprenger auf seinen Reisen in die USA ein. Große Mengen an Ketten verschiedenster Länge und Ausstattung bestellte die Kundschaft. Große Aufträge für Reit- und Hundesport holte vor allem Reinhard Sprenger auf seinen Reisen durch Frankreich.

Die Ausstellung auf der Leipziger Frühjahrsmesse fand bei der Kundschaft lebhaften Anklang. Im Rahmen eines Sonderabkommens zur Leipziger Messe konnten erstmalig offizielle Geschäfte mit der Ostzone getätigt werden.

Die Verkäufe in die Ostzone und nach Berlin kamen nur unbedeutend in Gang. In Berlin waren die finanziellen Verhältnisse der Kundschaft sehr schwach, sodass nur mit großer Vorsicht verkauft werden durfte. Andererseits war es jetzt durch den niedrigen Kurs der Ostmark möglich, auf dem Umwege über Berlin aus der Ostzone die bereits früher dort bezogenen Mappenschlösser einzukaufen. Unsere Firma war dadurch in der Lage, die westdeutschen Hersteller zu unterbieten.

1950 - 1967

1950

Das Ende der 40er Jahre bringt Deutschland den ersten wirtschaftlichen Aufstieg. Es fällt das Wort „Wirtschaftswunder". Wer hart arbeitet, hat auch Muße nötig. Ein weiteres Zauberwort der 50er Jahre wird zum Begriff: Hobby.

Bei Sprenger erkennt man den Trend frühzeitig und reagiert: Artikel für Hundesport und -pflege.

Dann kam eines Tages für den Verkauf nach Amerika ein großer Schreck. Die Firma von der die Ketten geschweißt und bündelfertig bezogen wurden, bot gleichartige Ketten verarbeitet, vernickelt und verchromt in den USA zu Preisen an, zu denen wir die unbearbeiteten rohen Ketten verkauften.

Daraufhin musste nach Möglichkeiten gesucht werden, an günstigere Ketten zu kommen. Herbert Sprenger brachte eine elektrische Schweißmaschine in den Betrieb. Diese ließ sich gut auf verschiedene Schweißstärken und Schweißzeiten einstellen. Das elektrische Schweißen von Ringen gelang schnell. Einzelne Kettenglieder ließen sich auch schweißen.

Der Umsatz mit Hundeketten wurde immer besser. Besonders die neu geschaffenen Ansatzketten, und davon besonders die Stärke 2,0 mm wurden der richtige Renner. Man begann mit der Hundeleinenzangen-Fertigung. Mehrere Jahre diente Temperguss als Grundmaterial, der von Gießereien aus dem Raum Solingen bezogen wurde. Schließlich lieferten die Schlüsselfabriken aus Solingen genaueren und besser zu verarbeitenden Guss. Der Nachteil bestand aber in der größeren Brüchigkeit dieses Materials. Bei der Benutzung zerbrachen häufig die Greifteile vorn ab. Deshalb wurden Versuche gemacht, die Hundeleinenzange aus Draht zu prägen.

Immer wieder bemühte man sich, Artikel in Auftrag zu bekommen, die von wichtigerer und bleibender Bedeutung sein würden. So gelang es Herbert Sprenger, einen Auftrag für die Elektrifizierung der Eisenbahn zu erhalten. Es waren Krampen aus Kuprodur, die die Stromoberleitung der Eisenbahn festhielten. Man forderte dabei eine ungewöhnliche Genauigkeit. Diese konnte nur durch mehrere Arbeitsgänge erreicht werden. Stück für Stück wurde mit „Lehren" nachgemessen. Das Kuprodurmaterial musste man von der gleichen Firma kaufen, die schon diese Krampen fertigte. Diese nahm auch die fertige Ware ab und lieferte sie an die Bundesbahn aus.

1951

stellte Herm. Sprenger auf der Frankfurter Messe aus. Dort entdeckte Mr. Arthur L. Rosenei, Chef der Reliance Intern. Pet Supply aus New York, unser Unternehmen. Mr. Rosenei war beeindruckt und orderte größere Mengen. Noch heute ist Reliance Intern. Pet Supply Kunde bei uns.

Der Auftrag an Knotenketten rechtfertigte die Anschaffung der ersten und einzigen Knotenkettenmaschine. Sie war für die Drahtstärken 1,4 bis 1,8 mm ausgelegt und konnte schon im zweiten Quartal problemlos in Betrieb genommen werden.

Im Sommer unternahm man die ersten Versuche für die Herstellung von Hundemetallkämmen, sowohl für die Hundepflege als auch für die Kammgarnindustrie. Das Löten sowie den Trick, wie man verhindert, dass sich das flüssige Lot beim eintauchen mit dem Metallrücken verband, erklärte uns ein Rentner aus dem Bayrischen Wald, der bis zum Kriegsende in einer Thüringer Fabrik solche Kämme hergestellt hatte. Wir selbst hatten diese Kämme früher schon dort gekauft.

1952

Die hergestellten messingvernickelten Kämme waren zu teuer. Es musste eine preiswertere Lösung gefunden werden. Man wollte die Nadeln selbst herstellen. Die Idee, beide Drahtenden rund zu scheuern, war richtig, aber die ersten Versuche waren enttäuschend. Die meisten Nadeln kamen verbogen aus dem Rollfass. Immerhin reichte es, um einige hundert Kämme zu machen, die auf der Frankfurter Messe als Muster gezeigt werden konnten. Die eisernen Kämme rosteten leicht und es gab Reklamationen. Da hörte die Geschäftsleitung von einer Aschaffenburger Papierfabrik, die Rostschutzpapier herstellte. Das Papier war einseitig beschichtet. Diese Schicht verdampfte ganz allmählich, und was sie an die umgebende Luft abgab, verhinderte die Rostbildung.

1953

Nachfragen aus dem Ausland nach HS-­Produkten regten sich zunehmend.

Im Frühjahr stellte man in der Galvanik ein neues, größeres Glanznickelbad auf. Ein weiteres Chrombad kam hinzu. Folglich baute man die alten Transmissionen nach und nach ab. Pressen und Maschinen bekamen Einzelantrieb durch entsprechende Elektromotoren. Gegen Ende des Jahres lieferte die AEG die erste elektrische Schweißmaschine für Ringe der Durchzugsketten.

1954

Die beengten Verhältnisse im 2. Stock des Produktionsgebäudes brachten es mit sich, dass die alten Schleiferei-Einrichtungen abgerissen wurden; die neuen Schleifblöcke beanspruchten erheblich weniger Platz. Infolgedessen konnte sich die Kettenmontage weiter ausdehnen. Herbert Sprenger, immer auf der Suche nach etwas Neuem, entwickelte eine Doppelkette.

1955

Da die Kettenvorlieferanten von Herm. Sprenger die Preise um 25 % erhöhten, beschloss die Geschäftsleitung, alle Ketten selber herzustellen. Die Wände der Scheuerei und der Galvanischen Anstalt zog man bis zum 2. Stockwerk hoch. Durch diese baulichen Veränderungen wurde die galvanische Abteilung erweitert sowie im 2. Stock übersichtliche Räume geschaffen, die dann eine Erweiterung der Kettenproduktion ermöglichten.

1956

Es gab in einem immer verschlossenen Sonderraum zwei Kettenherstellungsmaschinen für leichte und stärkere Ketten und zwei elektrische Kettenschweißmaschinen. Mit dieser Einrichtung überwand man die große Gefahr der Abhängigkeit von Zulieferern für die Firma. Patentiert wurde das neuentwickelte Fertigungsverfahren nicht. Man befürchtete Nachahmung mit kleinen Änderungen. Es hat jahrelang auch tatsächlich keine andere Herstellerfirma für elektrisch geschweißte Hundeketten gegeben.

1958

Die seit Jahren anhaltenden Schwierigkeiten mit den Metallgießereien wurden durch Hinzunehmen von zwei weiteren Lieferfirmen erleichtert, was vor allen Dingen deshalb wichtig war, weil Bestellungen in Bootsbeschlägen in erheblich größerem Umfang eingingen als in den Vorjahren.

Die vielen Lieferschwierigkeiten in den letzten Jahren waren auf unzureichende Lagerbestände zurückzuführen. Nachdem nun entsprechende Vorräte angeschafft wurden, stellte sich heraus, dass es im Betrieb und Lager überall an Platz mangelte. Auch die Anschaffung einer automatischen Verchromungsanlage war geplant. Das Personal konnte jedoch nicht so ohne weiteres vermehrt werden. Es war kein ausreichender Platz mehr vorhanden. So reifte der Entschluss, einen erneuten Erweiterungsbau entlang der Weidenstraße vorzunehmen.

Graveure in Lüdenscheid erstellten die ersten Werkzeuge für Hundeleinenzangen mit Standzeiten von 50-100.000 Stück her. Ebenfalls wurden eine Funkenerosions- und Profiflächenschleifmaschine gekauft.

Im III. Quartal stieg die Beschäftigung noch stärker. Es ging nicht nur auf das umfangreiche Kettengeschäft zurück, sondern es kamen auch größere Schnallenaufträge aus den USA. Die Saison in Bootsbeschlägen war noch unverändert und auch Reitsportartikel wurden unverändert stark gefragt. Es wurden in größerem Umfang neue Arbeitskräfte eingestellt, so dass mit Arbeitern und Angestellten die Zahl von 100 erstmalig überschritten wurde. Es entstanden sehr beengte Platzverhältnisse, insbesondere in der Packstube und im Versand. Man beabsichtigte, im Garten zwischen Schlosserei und Gesenkschmiede eine Halle zu errichten und die Waschräume im Anschluss an die Gesenkschmiede nach Osten auszubauen.

1959

stand im Zeichen einer Hausse für Bootsbeschläge. Wenn auch für genügend Rohmaterial und Halbfertigware gesorgt war, so konnten doch nicht alle Wünsche der Kunden befriedigt werden. Engpässe entstanden vor allen Dingen bei der Einstellung von Arbeitskräften, weil das Arbeitsamt infolge der allgemein guten Beschäftigungslage keine Mitarbeiter mehr zur Vermittlung anbieten konnte. Eine Verstärkung der Belegschaft schied auch aus, weil der Platz in der Fabrik nicht mehr ausreichte. Das Problem eines Neubaus wurde immer dringender, sodass die Ausführung des Baues im Anschluss an die Scheuerei, dreistöckig und mit einer bebauten Fläche von etwa  900 qm, erfolgte.

1960

Inzwischen wusste die Kundschaft, dass bei Sprenger Ketten nunmehr elektrisch geschweißt wurden. Misstrauische Einkäufer beanstandeten zunächst, dass die Schweißung nicht vollständig sei. Es wurde deshalb eine Vorrichtung konstruiert, mit der die Ketten zerrissen und gleichzeitig festgestellt werden konnte, unter welcher Zugbeanspruchung der Bruch jeweils entstanden war. Das Ergebnis war sehr zufriedenstellend; die Bruchfestigkeit der elektrisch geschweißten Ketten war stets höher als die der autogen geschweißten Ketten.

Man plante die Anschaffung weiterer Ketten- und Schweißmaschinen. Die vorhandene Anlage war ausgelastet und weiteres Fachpersonal nicht mehr so leicht zu haben wie früher. Infolgedessen musste in der Schlosserei eine neue, automatische Verchromungsanlage gebaut werden, bei der die diversen Spülbecken und das eigentliche Chrom Bad kreisförmig angeordnet waren. In der Mitte eine Säule mit Drehkranz, von dem speichenförmige Arme zu den einzelnen Becken abgingen, welche die Gestelle mit der zu verchromenden Ware aufnahmen. In einem bestimmten Takt wurden die Gestelle von Becken zu Becken geführt, jeweils eingetaucht, wieder herausgehoben, bis der Vorgang beendet war. Die Anlage sah aus wie ein Karussell, und so wurde sie und wird sie noch heute genannt. Vor allem war sie sehr praktisch. Man sparte die Wege von Becken zu Becken. Eine Arbeitskraft reichte aus, um die Anlage zu bedienen.

Um das Transportproblem im Betrieb zu lösen, wurde ein elektrischer Warenaufzug bestellt.

Da die Aufträge in Hundeketten aus den USA etwas nachließen, konnte man die stark geräumten Lagerbestände wieder auffüllen. Im Sommer belebte sich das Kettengeschäft durch Aufträge aus Europa und dem Inland. Doch es kamen neue Schwierigkeiten. Die Tempergießereien, allen voran die Vereinigten Schlüsselfabriken, lieferten nur noch spärlich. Den Gießereien liefen die Former weg, weil sie auf dem Bau oder in der Industrie mehr verdienen konnten. Aufträge in Gussschnallen und -ringen konnte Sprenger schon gar nicht mehr annehmen. Das alles war unbefriedigend und ein solcher Zustand auf längere Sicht nicht haltbar.

Herbert A. Sprenger kam deshalb auf seine „alte" Idee zurück, die Zangenrohlinge unter der Presse herzustellen (kaltzuschlagen). Man hatte schon früher in der alten Fresserei erste Versuche mit einer Doppelkniehebelpresse sowie einer Schlagpresse gemacht. Dazu wurden unter einer Exzenterpresse entsprechend Drahtabschnitte abgetrennt, diese in ein Prägewerkzeug eingelegt, gepresst und mit einem Ausschneidewerkzeug der Grat entfernt. Diese Versuche brachten seinerzeit noch kein endgültiges Ergebnis. Die Scharnierzapfen waren noch nicht voll herausgekommen - zeigten aber, dass es machbar war. Noch hatte man keine Not bei damals noch sehr preiswerten Rohgusslieferungen. Doch schnell wurde die Lage prekär. Die Gießereien mussten die Löhne erhöhen, um die Personalfluktuation zu stoppen. Vor allem aber fehlte Rohware. Das war für das Hundesportgeschäft, ja sogar für die gesamte Firma existenzbedrohend.

Jetzt betrieb Sprenger ernsthaft die Umstellung auf eine neue Produktion. Graveure in Lüdenscheid bekamen den Auftrag, die ersten Werkzeuge mit Standzeiten für 50-100.000 Stück zu erstellen. Die Werkzeugmacher sollten indessen die Folgeschritte für Schieber und Wirbelösen vorbereiten, anschließend die Entgratwerkzeuge.

Erst im II. Quartal kam die Produktion der gepressten Zangenhaken in Gang. Dabei machte HS die Erfahrung, dass nicht jedes Werkzeug der vorgesehenen Nutzungsdauer standhielt. Die Werkzeugmacher arbeiteten auf Hochtouren. Zu ihrer Erleichterung wurde eine Funkenerosionsmaschine in Auftrag gegeben, welche die Gravuren automatisch in die Werkzeuge einarbeitete. Eine neue Presse mit 160 t Druck war ebenfalls für die Zangenhaken-Produktion bestellt worden.

Die Kettenfertigung arbeitete ab dem III. Quartal in zwei Schichten, um dem gestiegenen Bedarf gerecht zu werden. Gusswirbel für die Dressurhalsketten waren nun ebenfalls nicht mehr zu bekommen. Man musste sie zukaufen und auf einer eigens dafür aufgestellten Schweißmaschine fertigen.

1963

Die ersten Flachschäkel aus rostfreiem Stahl aus 4301 kaufte man bei der Firma Höcker. Ein Jahr später fertigte man diese Schäkel selbst maschinell zu viel besseren Preisen.

1964

Der Umsatz in Hundeartikeln stieg in einem solchen Umfang, dass Ketten- und Schweißmaschinen in zwei Schichten arbeiten mussten. Man bestellte zwei neue Ketten- und Schweißmaschinen, sowie einen neuen Drahtbiegeautomaten mit wesentlich größerer Kapazität für die Herstellung der Glieder für Dressurhalsketten. Auch eine neue automatische Flächenschleifmaschine wurde für die Werkzeugmacherei angeschafft.

Die Firma Messmann entwickelte sich zum besten Kunden, zu einem Grökaz (größter Kunde aller Zeiten). Mit dem neuen Markennamen „Kessi" kam auch der große Erfolg. Man kaufte die Zangenhaken, fast alle Ketten und noch viel Zubehör von Sprenger.

1966

Bei Bootsbeschlägen wurden in den letzten Wochen neue Artikel aus rostfreiem Stahl und Kunststoff entwickelt, die noch im Oktober auf der Bootsausstellung in Friedrichshafen vorgestellt wurden. Hier handelte es sich um Yacht-Blöcke aus rostfreiem Stahl 4301 mit Kunststoffrollen.

1967

Die Pferdegeschirrbeschläge gingen recht gut. Reklamationen über die seit einigen Jahren erfolgte Vernickelung der Argentan-Beschläge häuften sich jedoch derartig, dass das Verfahren aufgegeben werden musste. Dadurch lieferte man die Beschläge in Skinverpackung, was einen weitgehenden Schutz gegen Anlaufen bedeutete.

Bei den Reitsportartikeln wurde eine Trense und ein Steigbügel aus rost­freiem Stahl herausgebracht. In Bootsbeschlägen stieg die Auswahl in rost­freien Stahlbeschlägen erheblich.

1971 - 1994

1971

Die Herstellung von Hohltrensen aus rostfreiem Stahl begann und wurde patentiert. Mit der DGBM-Anmeldung (Deutsche Gebrauchsmusteranmeldung) vom März 1971 meldete Herbert Sprenger Wasser­ und Olivenkopftrensen aus rostfreiem Stahl, aus Draht und Hülsen abgeschnitten, an. Doch Japan und Taiwan kopierten diese Weltneuheit preisgünstiger.

Die Arbeitsvorbereitung begann mit einer Ormigmaschine zu arbeiten. Diese druckte die Arbeitspläne und lieferte damit das Gerippe für die Kalkulation.

1972

das Jahr des 100 jährigen Bestehens

Fast jeder Turnierreiter kennt die Qualitätsartikel aus Iserlohn. Yacht-und Bootsbeschläge bleiben ebenfalls eine Spezialität des Hauses. Dank langjähriger Erfahrungen konnte diese Branche ständig ausgebaut werden. Besonders durch Artikel aus rostfreiem Stahl, die wegen ihrer Korrosionsbeständigkeit und Leichtigkeit für die Ausrüstung von Regatta­Booten bevorzugt werden, stieg die Verkaufskurve steil an.

So ist es nicht verwunderlich, dass auch Sprenger Produkte dabei sind, wenn es 1972 um olympische Medaillen geht. Wir lieferten die Reitbeschläge für den modernen Fünfkampf sowie die Beschläge für die Finn-Boote.

Zum Spitzenreiter der Sprenger-Produktion entwickelte sich jedoch der Sektor Hundesport­Artikel und Karabinerhaken aller Art. Fast vier Millionen Meter Hundeketten wurden in den letzten Jahren fabriziert und ausgeliefert.

Die Weiterverarbeitung bis hin zur Packstube konnte nur in zwei Schichten bewerkstelligt werden. Die Galvanik wurde durch drei neue Nickelbäder, eine Zentrifuge und einen Gleichrichter erweitert. Dazu kamen neue Polierfässer, die in der im Lichthof der Scheuerei gebauten Zwischenhalle installiert wurden. Zur Erweiterung der Produktionsstätten begann man ab Oktober mit einem weiteren Neubau. Auf die Betriebsleitung sollten zwei Stockwerke aufgesetzt und die letzte Baulücke an der Weidenstraße dreigeschossig geschlossen werden.

Es kam zu weiteren Produktionserhöhungen, sodass Heimarbeiter in der ganzen Umgebung immer stärker eingesetzt wurden.

1973

Anfang Januar wurde der neue Computer IBM-System/3 in Betrieb genommen.

1974

Besonders gut lief im Inland das Geschäft mit Geschirrbeschlägen. Dabei zeigt sich, dass die rostfreien Stahltrensen im Umsatz überdurchschnittlich anzogen.

Im Export ging es mit Bootsbeschlägen in die Höhe, wobei die größte Steigerung bei Stagreitern war.

In diesem Jahr hatte Sprenger einen neuen Bügel aus Zamak-Spritzguss in verchromter Ausführung herausgebracht, der so preiswert war, dass man jetzt gegen alle Importe konkurrenzfähig war.

1976

Für die Fertigung von Zaumschnallen aus rostfreiem Stahldraht kaufte man einen Bieler-Drahtbiegeautomat mit elektrischer Schweißung, womit auch andere Artikel hergestellt werden konnten.

Die Firma Julius Huck & Sohn hatte sich entschlossen, sich aus dem Markt im Reitsport zurückzuziehen. Sprenger übernahm den Verkauf an ihre Kunden.

1978

Das neue Hochregallager wurde fertiggestellt und ab 15. Oktober bezogen. Es ist 40 Meter lang, 18 Meter breit und 10 Meter hoch.  Der Rohbau bot Platz für drei Kleinteilelager, und zwar für 2.750 Fächer, die mit bis zu 250 kg belastbar sind. Die Spielzeit der Kommissionsgeräte liegt unter 60 Sekunden für Hin- und Rücktransport je Warenschublade.

1982

Klaus Rainer Sprenger und Peter Sprenger haben die Geschäftsführung übernommen. Die Herren Herbert A. Sprenger und Reinhard Sprenger traten zurück und übten nur noch beratende Tätigkeiten aus.

Trotz der allgemeinen Rezession, die viele Firmen zu Kurzarbeit oder gar zur Aufgabe zwang, hatten sich die Umsätze bei Sprenger gehalten. Es gab nur geringe Rückgänge, die durch Steigerung in anderen Abteilungen ausgeglichen werden konnten.

Man meldete die neuen Zugkrampen zum Patent an.

1983

entwickelte man eine Seilbremse, die unter dem Namen „Diad Stop" (Dieter Adomeit, Berlin) erfolgreich beim Admirals-Cup getestet wurde. Diese Bremse hielt mit Normalkraft das Seil und war ohne große Kraftanstrengung wieder zu lösen. Der Segler konnte das Öffnen und Schließen der Bremse kontrollieren. Weiterhin war die Sicherheit gegen unbeabsichtigtes Öffnen und damit Freigabe des Seiles gewährleistet. Sprenger führte kurzfristig ein komplettes Surfprogramm von der holländischen Firma Kubus, Naarden ein.

Außerdem wurde das „Nopp-Gebiss" entwickelt, welches das Pferd veranlasste, mit den eingelegten Kupferteilen zu spielen. Das regte die Speichelbildung an; das Pferd kaute besser ab. Dieses Abkauen war notwendig, damit das Pferd durchgängig rittig wurde. Dies ist etwa mit dem „Warmmachen" eines Sportlers vergleichbar.

Zudem meldete man den Merothischen Mehrzweck Sicherheitssteigbügel mit einfach Gelenk zum Patent an.

1987

Im Bootsbeschlag sollten die neuen Schotklemmen mit Rollenlager jetzt auch in 8 mm das Produktportfolio ergänzen.

Neuerdings arbeitete man mit Telefax-Übermittlung, die den Kontakt zu Kunden und Lieferanten beschleunigte. Außerdem wurde die Software Miacs eingeführt. Es handelte sich um ein Produkt-Planungs- und Steuerungssystem (PPS) von Honeywell Bull mit Lagerwirtschaft, Stücklistenverwaltung, Plankalkulation und Kostensimulation, Auftragsbedarfsverwaltung, Nettobedarfsermittlung sowie Arbeitsplan­ und Produktionsmittelverwaltung.

Herr Reinhard Sprenger starb am 4. Juni.

1988

Die International Equestrian Corporation (IEC), zu der auch Cottage (GB), Skan Horse (DK), Foxwood (USA), Cavallier (CAN), International Saddlery (AUS), Ukal (F), Ageco Weco (B), Zaldi (E), Tattini (I), und Jansen (NL) gehörten, wählte HS zum Mitglied. Man erhoffte sich dadurch Verbesserungen auf der Lieferanten- und Kundenseite.

1989

Sprenger bekam einen Auftrag von der Bundeswehr für Bootsbeschlag.

1992

Zur Mets (Amsterdam) stellte Sprenger einen neuen kugelgelagerten Traveller aus.

Außerdem kaufte man die Firma Kannemeier & Koch in Langenhagen und verkaufte nun exklusiv und direkt die Gebisse KK.

Die neue High-Tech-Kunststoff-Schot­klemme kam bei den Bootsbauern Mader und Hein gut an. Der größere Traveller II wurde in Holland erprobt und sollte im Oktober deutschen Bootsbauern vorgestellt werden.

Sprenger führte sein 1. Western-Seminar mit 150 Personen durch. Mr. Risley, ein Foxwood Mitarbeiter, der Westernsättel baut, kam zur Demonstration aus den USA.  Zwei Zelte wurden aufgebaut und vier Pferde waren im Betriebshof zur Demonstration für Westernsättel eingesetzt.

1993

Die neuentwickelte Metalllegierung Aurigan wurde als Patent angemeldet. Nach dem Gutachten von Herrn Professor Dr. Happke und einem toxikologischem Gutachten von der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

1994

Vertrieb von Farben der Firma International als einer von 8 Farbengroßhändlern.

Auf der alle 2 Jahre im Mai stattfindenden Interzoo in Nürnberg zeigte HS den neuen K-Kollar, von dem US-Lizenzgeber Klein als K-Collar, der gut angenommen wurde.

Eine moderne Rollerei wurde eingerichtet. Man versprach sich neben Einsparungen durch geringere Wegzeiten auch bessere Arbeitsbedingungen. Man schaffte eine neue Papierpresse an.

1995 - heute

1995

fand ein Reitsportseminar für 100 Einzelhändler im Hause Sprenger statt. Dabei ging es vor allen Dingen um Produktschulung inklusive Westernsättel und Westernzaumzeug, Betriebs- und Lagerbesichtigung.

Auf der Mets (Bootsbeschlags-Fachmesse) wurden neue Niro­Scharniere und Niederholer präsentiert.

Zur Interzoo in Nürnberg wurden als Neuheiten der geschützte Wings­Knebel und die patentierte Curogan­Kette vorgestellt, welche vor dem Verfärben des Hundefelles schützt.

1997

Neue Schotklemmen und Micro-Blöcke zeigte man erfolgreich auf der Hanseboot in Hamburg und auf der Mets in Amsterdam.

1998

wurde der System 4 Steigbügel mit Doppel Gelenk eingeführt. Der Steigbügel hat eine bewegliche Trittfläche, die die Ferse des Reiters automatisch in die gewünschte, tiefe Position rückt. Außerdem kann der Reiter im Falle eines Sturzes aus diesem Steigbügel deutlich leichter herauskommen.

1999

Die Gebisse der Firma Kannemeier & Koch entwickelte man weiter zu der neuen Serie KK Ultra. Das anatomisch angepasste Mundstück ist besonders angenehm für das Pferd und fördert die Losgelassenheit, da der Reiter gefühlvoller einwirken kann.

2001

Umbau des Tanzsaals zur Verbindungshalle zwischen Packstube und Lager.

2002

Buchveröffentlichung „ führen mit Gefühl “.

2005

trat Klaus Rainer Sprenger aus der Geschäftsleitung zurück.

Außerdem wurden die Dynamic RS Gebisse in das Produktportfolio aufgenommen. Diese Gebisse können die Lösung für Pferde mit Anlehnungsproblemen sein. Durch die ergonomische Formung des Mundstücks liegt es sehr gut im Maul, sanfter Druck wird gleichmäßig auf Zunge und Zungenränder geleitet und optimales Abkauen wird gefördert.

2006

Bow Balance heißt die Neuheit im Sprenger Produktkatalog. Mit dem BOW BALANCE Steigbügel verbinden sich gleich mehrere Aspekte, die gutes und sicheres Reiten ausmachen. Er liegt sowohl durch die besondere Balance als auch durch die gebogene Form im oberen Bügelbereich noch besser am Pferd und ist dadurch leichter aufzunehmen. Das bewährte System-4-Gelenk kann die Freigabe des Fußes beim Sturz unterstützen.

2009

Die zum Patent angemeldete Neck-Tech ist die erste stabile und zuverlässige Alternative zu dem traditionellen Erziehungshalsband. Durch die Imitation der Fangzähne des Hundes übt dieses Kettenhalsband einen natürlichen Einfluss auf den Hund aus.

2010

veranlasste die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von SPRENGER, eine eigene rostfreie Schließe zur entwerfen. Die zum Patent angemeldete ClicLock bietet Vorteile wie ein stabiles Gehäuse aus rostfreiem Edelstahl, ein hochwertiges und seewasserbeständiges Kunststoffteil sowie eine garantierte Bruchlast von 200 kg. Auch weiterarbeitende Unternehmen setzen inzwischen die ClicLock in Ihrer Produktion ein.

2012

Kauf der Alexanderstraße für weitere Mitarbeiter Parkplätze.

2013

Mit dem Gebissmaterial SENSOGAN® ist SPRENGER die konsequente Weiterentwicklung des Materialmix Aurigan gelungen. In der neuen Legierung wurden die positiven Eigenschaften von Aurigan verstärkt und eine noch höhere Verträglichkeit für das äußerst empfindliche Pferdemaul erzielt. Die Besonderheit liegt in der ausgewogenen Zusammensetzung von Kupfer, Mangan und Zink. Die Kupferabgabemenge im Pferdespeichel wird durch Mangan stark verringert, wodurch auch die edle Weißgoldfarbe wesentlich länger erhalten bleibt. Mangan ist wiederum ein wichtiges Spurenelement, das unter anderem für den Aufbau des Bindegewebes sowie den Muskel- und Energiestoffwechsel von Bedeutung ist und sich positiv auf den Stressabbau auswirken kann. Des Weiteren baut Mangan Histamin ab und kann so zur Verhinderung von allergischen Reaktionen beitragen.

2014

Einführung der S-Blockserie. Auf der formstabilen Edelstahl-Lasche sind die zum Einsatz kommende Lagerart sowie die maximale Tauwerk-Stärke auf einen Blick erkenntlich.

2016

Martin Sprenger unterstützt seinen Vater in der Geschäftsleitung.

2017

Seit vielen Jahren arbeitet unsere Firma mit den Iserlohner Werkstätten zusammen, sodass in diesem Jahr eine eigene Abteilung im Unternehmen gegründet worden ist.

Produkttechnisch ergänzt der Flexcite die Gelenksteigbügel von Sprenger. Die neueste Generation der Gelenksteigbügel ist für eine optimale und sichere Schenkel- und Fußlage perfekt ausbalanciert und wirkt stoßdämpfend und schonend für Gelenke, Bänder und Menisken. Die Freigabe des Fußes wird zudem im Falle eines Sturzes erleichtert. Das moderne Design macht den Flexcite Steigbügel in edlem Silber/Schwarz zum Topmodell der Gelenksteigbügel.

Doch nicht nur unsere Produkte werden moderner, sondern auch der Vertrieb. Seit diesem Jahr können unsere Kunden im neueingerichteten B2B online Shop ihre Bestellungen aufgeben.

Außerdem wird das Lager um neue Hochregallager, sowie um eine moderneres und dadurch schnelleres Kommissioniersystem ergänzt.

Trotz aller Schwierigkeiten schaffte es die Firma Herm. Sprenger mit viel Fleiß der treuen Belegschaft und großem Engagement der Gesellschafter, ein gut fundiertes Unternehmen zu werden und es auch zu bleiben. Noch heute wird im Betrieb in der Alexanderstraße in Iserlohn gefertigt und zwar traditionell in Handarbeit.